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Einladungsfolder "if love is an icecream"

     

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Fortsetzung Pressetext/Einladung

Denn die Bezugspunkte, die den Menschen als „Teil von etwas“ im gesellschaftlichen Sinn charakterisieren, werden immer komplexer und flexibler. Die Widersprüchlichkeit individueller Lebensmodelle verlangt Entscheidungen, um die einzelnen Lebensbereiche vereinbaren zu können. Da wäre zum einen der Bezug des Menschen zu seiner Erwerbstätigkeit: Die Definition eines bestimmten Berufsbildes ist mittlerweile nicht mehr eindeutig und oft nur von kurzer Dauer (Stichwort prekäre Arbeitsverhältnisse). Ein weiterer Punkt ist die Veränderung von Partnerschafts- und Familienformen: Die Gefüge sind labil geworden. Zu dem klassischen Kleinfamilienmodell tritt die Patchworkfamilie. Der Lebenspartner reduziert sich oft auf einen Lebensabschnittspartner. Oder auch das ambivalente Verhältnis zu unseren Mitmenschen: Obwohl global medial vernetzt, führen viele ein
anonymes, isoliertes Leben.

Bernhard Hosa* beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Verbrecher, der als Störung im gesellschaftlichen System empfunden wird. Die Arbeiten der Ausstellung befassen sich insbesondere mit der Hirnforschung, die schon zu Beginn des 19. Jh. die Decodierung des Ich in Angriff nahm. Damals versuchte man über Hirngewicht oder Schädelform den Verbrecher messbar und damit fassbar zu machen. Heute ist die Diskussion durch die Weiterentwicklung von Genetik und Hirnforschung wieder neu entfacht. Hans J. Markowitsch, einer der führenden Hirnforscher, beschreibt etwa in seinem Buch „Tatort Gehirn“, dass spezifische Fehler in neurologischen Prozessen zu Auslösern für Gewalthandlungen werden. Auch in der Gerichtspsychiatrie geht man heute davon aus, dass es Krankheiten nur im Leiblichen gibt, dass abnormales Verhalten also immer auf krankhafte Organprozesse zurückzuführen ist. Nach Meinung mancher Wissenschaftler, die diesem biologischen Determinismus radikal verfallen sind, würde der Verbrecher schon als solcher geboren und somit auch schwer therapierbar sei Bernhard Hosa führt die populistische Aufbereitung dieses sensiblen Themas vor Augen, sowohl in den Medien als auch der Fachliteratur, deren Meinung oft unkritisch ins allgemeine Verständnis übernommen wird. Seine Arbeiten hinterfragen die Vorstellung des Verbrechers als eine nicht-funktionierende bio-chemische Maschine.
* geboren 1979 in Amstetten, lebt und arbeitet in Wien

„Keule in Darm“ ist der Titel eines Gemäldes von Petra Kodym*. Ausgehend vom Begleittext eines Pornomagazins stellt sie eine Analsexszene mit Einblick in die Gedärme der Frau dar. In der Pornoindustrie wird vorwiegend auf die Bedürfnisse der männlichen Kunden geachtet. Das verursacht eine emotionale Zwiespältigkeit bei den Betrachterinnen - zwischen Lachen und Ärger.
Zusätzlich zeigt Kodym die Serie „Wohnlandschaften“. Dafür verwendet sie Vorlagen eines Einrichtungskatalogs aus den frühen 80ern. Wieder wichtig sind ihr die Textpassagen wie zum Beispiel: "Gemütlichkeit von gestern verbindet sich mit der Zweckmäßigkeit und dem Komfort von heute....“ Neben der Angst vor dem Neuen und dem Fortschritt geht es dabei auch um den Schutz der häuslichen Geborgenheit. Nichts soll nach außen oder nach innen dringen.
* geboren 1975 in Mödling, lebt und arbeitet in Altmünster und Wien

In ihrer Arbeit „Vom Träumen“ beschäftigt sich Paula Markert* mit dem, was sich in unserem Inneren befindet. Schlummernd unter der Oberfläche unserer äußeren Hülle, verborgen vor den Blicken anderer - in einer Welt, in der alles scheinbar zum gleichen Zeitpunkt verfügbar geworden ist, in der eigene Bedürfnisse, die sich den Anforderungen des sich immer schneller drehenden Alltags unterwerfen - wird die Aufmerksamkeit auf unser Innenleben gelenkt. Mithilfe der fotografischen Inszenierung erforscht Markert diese Welt, die wir nur erfühlen und mit metaphorisch aufgeladenen
Bildern beschreiben können. Sie nutzt die bildliche Sprache des Traumes, um Inneres nach außen zu transportieren und so einen visuellen Ausdruck für das Unbewusste zu finden.
* lebt und arbeitet in Hamburg

Die Installation „ Coincidental Table Dance“ von Anahita Razmi* besteht aus zwei Videos
unterschiedlicher Lauflänge, die mit zwei Beamer punktgenau übereinander auf dieselbe Fläche projiziert werden. In den Videos steht ein dunkler Tisch in der Mitte des Bildes. Durch das Fortlaufen beider Projektionen auf die gleiche Fläche entsteht bei jedem Durchlauf der Videos im Versatz eine neue zufällige Choreografie der Handlung um den Tisch, die ins unendliche getrieben wird und immer neue Konstellationen und Überlagerungen gibt.
* geboren 1981 in Hamburg, lebt und arbeitet in Stuttgart

In ihrer Bilderserie „milk-ice“ fokussiert Bianca Regl* noch stärker das Detail. Sie ignoriert das Drumherum und setzt ihr Motiv damit noch viel schwebender vor die monochromen Farbflächen des Hintergrunds. Regl spielt mit der Sinnlichkeit eines Eislutschers zwischen den kirschroten vollen Lippen eines Frauenmundes und lässt die Farbe rinnen, ja regelrecht von den Mundwinkeln hinuntertropfen. Inhaltlich könnte die sexy Szene aber auch kippen, der üppige Genuss in Übersättigung oder gar Ekel münden.
* geboren 1980 in Linz, lebt und arbeitet in Berlin

Julia Walters* Hauptinteresse liegt in der Untersuchung des menschlichen Ausdrucks. Durch Verbindungen verschiedener Aspekte von Mimik und Körperhaltung werden spezifische Gefühlsausdrücke und Stimmungen formuliert. Als Vorlage für ihre Malerei dienen selbst angefertigte Collagen. Die Malerei wird durch weitere, aus Fotomaterial ausgeschnittene, Gesichtsextremitäten ergänzt. Durch das gezielte Gruppieren mehrerer Leinwände zu einem Gesamtbild wird das Prinzip der Collage über die Bildfläche hinaus fortgesetzt. Es entsteht eine Collage im Großen wie im Kleinen. So ergeben sich neue Bezüge auf inhaltlicher und formaler Ebene, wobei das Kleine/Einzelne immer im
Dialog zum Großen/Ganzen steht. Das Einzelne bleibt als Einzelnes erkennbar, kann jedoch ohne das Ganze nicht bestehen. Es findet Auflösung und gleichzeitig Rekombination der Bildeinheiten statt. So können narrative Bildzusammenhänge sowohl angenommen als auch hinterfragt werden.
* geboren 1984 in D, lebt und arbeitet in Marseille